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JuHeBuch01 Neue Broschüre über  Geschichten vom Dilsberg

 

80 Jahre

Jugendherberge Dilsberg

1924-2004

 

von Frans Hermans

   
Portraitkl Achzig Jahre Bestehen der Jugendherberge Dilsberg in der Zeit von 1924 bis 2004 - so lautet der Titel einer neuen, reich bebilderten Broschüre aus dem Dilsberger Ortsgeschehen. Verfasst wurde sie von Frans Hermans, der als Heimatkundler seit über zwanzig Jahren mit seinem Geschick und Blick  längst verschollen geglaubte Schriftstücke aus der Geschichte des Dilsbergs zum Sprechen  bringt, dass und wie scheinbar nur aufs örtliche Geschehen begrenzte Ereignisse allgemeingültige Erkenntnisse über das Zeitgeschehen aus der Vergangenheit vermitteln.

Dass er dabei als genau arbeitender Historiker aus Berufung im im Titel statt  2003 das folgende Jahr 2004 vorwegnimmt, mag eben in dieser Allgemeingültigkeit seinen Grund haben. Denn den  Erkenntnissen, welche die Leserschaft aus der Lektüre dieser vordergründig bescheiden und einfach aufgemachten Broschüre zieht, eignet die Eigenschaft der Zeitlosigkeit, welche die Leserschaft  wahrhaft atemlos von Seite zu Seite eilen lässt. Es ist wie ein Krimi, was sich da so alles bei und in der Dilsberger  Jugendherberge in den achzig Jahren ihres Bestehens abgespielt hat .Es beginnt mit der heute kaum mehr bekannten  Wandervogelbewegung": die Jugend der Heidelberger Region ergreift nach 1921 Besitz vom verfallenden und ruinierten Dilsberger Torturm, baut ihn zur Bleibe der nach Freiheit und Selbstverwirklichung dürstenden Großstadtjugend aus. Der Turm hält diesem  Ansturm nicht stand, so werden eben Strohlager in den benachbarten Scheunen genutzt. Die Dilsberger Gemeinde wirft begehrliche Blicke auf den neu geschaffenen Wohnraum im Turm, will die Wandervögel enteignen, doch bauernschlau wie sie sind, treten sie einfach in das aufkommende Jugendherbergswerk ein. Das baut den Turm weiter aus, aber es kommen schwere Zeiten für die Idealisten: Die Nationalsozialisten erobern in diesem Begriffssinne die Dilsberger Jugendherberge, wo sie nächtens den Begründer der Jugendherbergen im Lande, Richard Schirrmann,  halbblind schießen und zusammenschlagen. Es kommt der Krieg und damit heute kaum mehr fassbare und doch zu bewältigende Nöte: Wehrertüchtigungslager, Vertriebenenlager , die Dilsberger Jugend wird von hier aus als letztes Aufgebot ins Feld geschickt, die Mütter machen in ihrer Verzweiflung fast noch die Jugendherbergsmutter, Martha Anicker, dafür verantwortlich, obwohl sie doch nur alles daran setzte, die Jugendherberge als "Herberge" für alle zu erhalten, die hier durch das Elend der Zeit hindurchgeschleust wurden. Dann requieriert der Dilsberger Bürgermeister nach 1945  die Herberge, regiert darin mit einer heute kaum mehr vorstellbaren Eigenmacht, als ob vorher nichts geschehen wäre. Und endlich kann die Dilsberger Jugendherberge wieder ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung zugeführt werden, erlebt dann aber in der Moderne so nicht eingeplante Entwicklungen im Zuge des  Zeitgeistes. Und es gelingt dem Autor Frans Hermans, diese fast ungeheure Fülle von Fakten in ganz wenigen und sensiblen Sentenzen komprimiert auf sechzig Seiten darzustellen , ohne dass der Gesamtzusammenhang darunter leidet. Man bekommt noch vieles anderes Wissenswertes mit: die ursprüngliche Nutzung des "Leibfriedhauses" als Zehnthaus , als Gefängnis zu Zeiten der Kurpfalz, dann die wunderschöne Beschreibung und Abbildung der historischen Turmglocke von 1732, wie überhaupt viele historische Fotos der Sammelkunst von Frans Hermans den Dilsberg hier zum Sprechen bringen. Der Autor schuf hier auf wenig Seiten ein die Zeiten ganzer Generationen umspannendes Panoptikum früherer Lebensverhältnisse auf dem Dilsberg. Erhältlich ist das Werk in der Jugendherberge und in der "Dilsberger Keramik".
 
Stefan Wiltschko 02.08.2003
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