Buntes Markttreiben faszinierte Jung und Alt … und am Ende herrschte in der Bergfeste „Verpflegungsnotstand“ 14. September 2008 |
Am Sonntag fanden all die Bitten der Händler, Gaukler und Gewandeten endlich Gehör - bei strahlend blauem Himmel öffnete der „Historische Markt“ seine Pforten und gewährte den Besuchern aus nah und fern Einlass. |
Der Rundgang durch Bergfeste, Burg und Schlossgarten zeigte einen Querschnitt der verschiedenen Gesichter des Mittelalters: wirtschaftlicher Handel und ausgelassenes Treiben, Bürger in feinen Gewändern und Pfaffenvolk neben Bettlern und Aussätzigen, Zunftmeister gingen ihrem Handwerk nach und Spielleute sorgten für Kurzweil. |
So einen Andrang hatte die Bergfeste noch nicht erlebt, aus allen Himmelrichtungen strömten die Besucher herbei und füllten das Areal mit Leben. In allen Ecken und Winkeln gab es etwas zu entdecken, bestaunen und betrachten. Alle Sinne wurden inspiriert und lebhaftes Interesse geweckt. |
Händler boten ihre Ware feil und ließen sich bei der Herstellung über die Schulter schauen. An vielen Ständen durfte selbst Hand angelegt und das heiße Eisen geschmiedet, der Stein gemeißelt oder das Holz gedrechselt werden. So bemerkte man recht schnell, wie viel Kraft und Geschick vonnöten war, um unter einfachen Voraussetzungen nützliche Ware oder kunstvolle Werke herzustellen. |
Mit „Leben Anno 1482“, „Des Churpfalz wilder Haufen“, „Burgwehr Sulzfeld“ und „Freye Bogner zu Darsberg“ hatten gleich mehrere Lagergruppen im Burghof und Schlossgarten ihre Zelte aufgeschlagen und vermittelten einen faszinierenden Einblick in das tägliche Leben. Es wurde gesponnen, gestrickt, gekocht, gekämpft und geschossen. |
Mehrmals am Tag kamen historische Kanonen, Gewehre, Hand- und Schaftböller zum Einsatz und eine Salve mit bis zu elf Schuss ergab einen gewaltigen Donnerhall. Zuschauer standen mit offenen Mündern und geschlossenen Ohren daneben, denn sie beherzigten den hilfreichen Tipp zum Druckausgleich. |
Die Kunst des Bogenschießens durften selbst Unerfahrene nach prägnanter Einweisung ausprobieren. Auch wenn nicht jeder Pfeil ins Schwarze traf, ein Versuch war es allemal wert. |
Um das Seelenheil der Besucher kümmerte sich in bewährter Weise das Pfaffenvolk. Bei den „Brüdern“ gab es für fast alle Vergehen originelle Ablassbriefe. Wen seine begangenen „Sünden“ nicht zur Ruhe kommen ließen, der war bei Bruder Rainer an der richtigen Stelle und konnte gleich vor Ort die Beichte ablegen sowie Buße tun. Von dieser Gelegenheit machten manche gleich mehrfach Gebrauch. |
Die Tanzgruppe Anni Richter zeigte historische Tänze und Kinder vom Kindergarten St. Angela begeisterten in tollen Gewändern mit dem ländlichen Tanz „Der dumme Johann“. |
Moderator Bernhard Hoffmann kündigte Vagantenpack aus der Unterstadt an und Sybille Günther, „Kinderverschönerin“ Marlene Günther sowie „Wahrsagerin“ Selina Weber besangen temperamentvoll das Räuberleben im Odenwald. |
„Plaisir de Danse“, eine Tanzgruppe der Burgbühne Dilsberg, präsentierte höfische Tänze in prachtvollen Gewändern aus der Renaissance. Die Pavane, ein würdevoller Schreittanz in verschiedenen Formen, diente der höfischen Gesellschaft zur Entfaltung von Prunk und Pracht der Kleidung, berichtete die Leiterin Gisela Krambeer-Müller. |
Anschließend bestimmten die Spielleute „Heidenspass“ das Geschehen auf der Bühne und unterhielten vortrefflich mit mittelalterlichen Klängen auf historischen Instrumenten, gepaart mit einer ansteckenden Spielfreude und großem Spaß. Gemeinsam mit den „Kollegen mit dem wärmenden Feuer“ („Kleine Bühne“ Neckargemünd, „Leben Anno 1482“) präsentierten sie noch einmal das faszinierende Feuerspectaculum vom Vorabend. Auch bei Tageslicht war es ein einmaliges Erlebnis, den Gauklern bei ihren grandiosen Darbietungen zuzuschauen. |
Am Nachmittag entführte der Koop-Chor „Dilsberger Schmetterlinge“ (Grundschule Dilsberg-Mückenloch/Sängerbund) das Publikum ins Geisterschloss und begeisterte mit dem Grusical „Geisterstunde auf Schloss Eulenstein“. Unzählige Geister treffen sich zum Geisterrendezvous und bewundern die neuste Erfindung der „Kleinen Hexe“ eine Krach- und Geräuschmaschine. Doch als Fritz Rabatz von Ach und Krach drohend die Krachmaschine verlangt kommt es zum Streit. Erst als der große Geisterrat tagt und am Ende eine akzeptable Lösung findet, steht einer ausgelassenen Party nichts mehr im Wege. |
Eine Vielzahl an mittelalterlichen Gewändern, unterschiedlichster Modelle und Farbkombinationen schufen ein authentisches Bild. Selbst für kurz entschlossene Helfer und Bürger ermöglichte Klara Korol noch ein eigenes Gewand und nähte bis zur letzten Stunde. Mit der Teilnahme am „Historischen Markt“ betraten die Dilsberger Vereine und Gruppen Neuland. |
Bernhard Hoffmann vom Kernarbeitskreis äußerte sich begeistert über die gezeigte Kooperation und Ideenvielfalt. „Die liebevolle Dekoration und Atmosphäre der Stände ist sehr positiv aufgefallen. Die Ausstattung betreffend waren die vorgegebenen Ansprüche groß, aber unsere Erwartungen wurden übertroffen, dafür ein großes Lob!“ Beim Speiseangebot wurde auf Abwechslung geachtet und die unterschiedlichsten zeitgemäßen Gerichte angeboten, welche großen Anklang fanden. |
Der Besucherandrang übertraf die kühnsten Erwartungen. Nach ersten Informationen kamen am Samstag trotz schlechter Wetterlage ca. 3.500 Besucher und am Sonntag ca. 6.800 Gäste in die Bergfeste. Obwohl sich die Stände ob der guten Wetterlage auf eine größere Nachfrage einstellten und Nachschub orderten, herrschte am Nachmittag akuter „Verpflegungsnotstand“ - Töpfe und Pfannen waren restlos geleert. |
Dorfbäcker „Gehrig“ der mit einem eigenen Stand vor Ort vertreten war, stellte sich kurzerhand in die Backstube und lieferte knusprigen Nachschub. Seine beiden Mädels zogen mit dem Leiterwagen durch die Gassen und fanden für Laugenschwerter und Schokocroissants freudige Abnehmer. |
Ein besonderer Dank gebührt den Bewohnern der Bergfeste für ihre enorme Hilfsbereitschaft und das gezeigte Verständnis. Ohne die kooperative Unterstützung und Bereitstellung der Keller, Garagen und Freiflächen wäre die Abhaltung des „Historischen Marktes“ nicht möglich gewesen. |
Ein herzliches Dankeschön gilt allen Sponsoren und Partnern des Burgjubiläums, ohne deren großzügige finanzielle Unterstützung diese gelungene Veranstaltung nicht durchzuführen gewesen wäre. |
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