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Als junger Mann war er viel unterwegs, zu Fuß oder per Fahrrad und so führte es ihn zusammen mit einem Freund 1953, mehr oder weniger zufällig, zum ersten Mal auf den Dilsberg. Die zwei Wanderer unternahmen eine Deutschlandreise und landeten nach mehrstündigen Fußmarsch von Heidelberg kommend im Vierburgenstädtchen Neckarsteinach. Hier wollten sie in der „Juhe“, wie sie die Jugendherberge salopp nannten, übernachten, doch sie hatten Pech, das Haus wurde renoviert und bot keine Unterkunftsmöglichkeit. |
![]() Nach seiner Militärzeit führte ihn seine erste Auslandsfahrt 1956, dieses Mal auf einem mit drei Gängen ausgestatteten „Drahtesel“ in die Bundesrepublik Deutschland, die sich im rasanten Aufbau befand. |
![]() Und dieser zweite Besuch in der Dilsberger Jugendherberge bescherte ihm eine schicksalhafte Begegnung, denn er lernte das hübsche Töchterlein der couragierten Herbergsmutter kennen und verlor sein Herz auf dem Dilsberg. Seine damaligen Kenntnisse über Deutschland waren gering, ebenso wie seine Sprachkenntnisse. Das noch bestehende kritische Verhältnis zu diesem Land resultierte aus der Erinnerung der Besatzungsjahre 1940-1944. Er selbst wollte über diese deutsche Vergangenheit nichts wissen, dennoch stellte er sich die Frage: "Ein deutsches Fräulein als Frau von einer Ferienfahrt mit nach Belgien heimzubringen, konnte das gut gehen?" |
![]() ![]() Wie kam er nun in Deutschland zum Schreiben? Die deutsche Sprache hatte er in der Schule nie gelernt, nur im Umgang mit den Menschen so nebenbei erworben. Grammatikalisch sei er bis heute kein As und habe immer noch seine Schwierigkeiten, aber das Talent zum Schreiben liege in seiner Natur, sei ihm quasi angeboren. Rückblickend fragt er: „Können sie sich vorstellen, sich als gelernter Schriftsetzer ohne Sprachkenntnisse in Deutschland und noch dazu mit einem fremden Schriftkasten zu arbeiten?“ So etwas wagt man wohl nur in jungen Jahren und sein Mut wurde belohnt. 1960 erschien sein erster Artikel im damaligen „Heidelberger Tageblatt“, ein zweiter im Januar 1961. Seine ersten Schreibversuche in deutscher Sprache handelten über das Thema „Inflation“. In der Zwischenzeit wuchs die Familie und fünf Kinder, die ab 1973 von einem fünfjährigen, kleinen Koreaner als Adoptivsohn vergrößert wurde, stellten das bisherige Leben auf den Kopf. Viele ihrer Kindheitserlebnisse schrieb er auf und aus den Notizen entstand 1963 seine erste Kindergeschichte. Bei der Veröffentlichung unterstützte ihn die Journalistin Gudrun Kops vom Tageblatt, die für die sogenannte „Kinderseite“ verantwortlich war. Sie war es die ihn zum Weiterschreiben ermunterte und weitere Veröffentlichungen ermöglichte und er folgte ihrem Rat. 1964 waren es zwei Geschichten und ein Jahr später wuchs die Zahl bereits auf zwanzig. 1966 wurde seine Nikolausgeschichte in das Bändchen eines Heidelberger Verlags aufgenommen, für den Autor ein Riesenerfolg. Im Juni des gleichen Jahres erschien erstmals eine kleine Erzählung bei einer auswärtigen Zeitung, der noch viele weitere folgen sollten. Besonders stolz war Hermans über die begeisterte Leserzuschrift eines Kindes, welches von der Fortsetzungsgeschichte „Hans und Sabine erleben ein Abenteuer“ nicht genug bekommen konnte. Übrigens, dieser Sonntags-Kinderauftrag erschien von 1966-1969 in drei deutschen Zeitungen. Von nun an schrieb er regelmäßig Geschichten und Gedichte für Kinder. |
![]() ![]() Der Erstveröffentlichung 1974, folgte drei Jahre später der Druck im „Weinheimer Theaterverlag“ und danach im besagten Schulbuchverlag Ludwig Auer aus Donauwörth. So kam „Klaus“ ins Bundesland Bayern, wo er 1982 die Schüler der 3. Klassen erfreute. Seit 1995 lernten auch Baden-Württembergs Schüler den verträumten Klaus kennen und 1998 folgten die Sachsen. Ein großer Erfolg, auf den er bis heute sehr stolz ist. Familie und Beruf nahmen ihn jedoch derart in Anspruch, dass für das Schreiben keine Zeit mehr blieb und er vorerst damit aufhörte. Statistisch betrachtet war die Zeitspanne von 1963 bis 1970 eine ebenso produktive wie erfolgreiche Phase, mit an die 500 Veröffentlichungen in diversen Zeitungen quer durch Deutschland. |
![]() Nach einigen „schreibstillen“ Jahren folgte die Begegnung mit dem langjährigen Dilsberger Ortsvorsteher Stefan Wiltschko, die eine neue Schreibperiode mit geschichtlichem und heimatkundlichem Schwerpunkt auslöste. In den 70er Jahren „tourte“ die Volkshochschule in den Wintermonaten durch die Dörfer und bereicherte die Leute mit Diaabenden und Vorträgen. So auch auf dem Dilsberg, wo eines Tages im Gasthaus „Linde“ ein Vortrag des Ladenburgers Archäologen, Dr. Berndmark Heukemes, stattfand. Frans Hermans war von dem Gehörten dermaßen begeistert, dass er sich spontan als interessierter Helfer für eine Ausgrabung in der „Berliner Straße“ in Heidelberg meldete, dem heutigen Klinikum-Viertel. Der Archäologe und er wurden Freunde und so erhielt er später von ihm den Auftrag auf dem Dilsberg das „Schwedenschänzel“ auszugraben. Während dieser Arbeit, bei der Heinz Kreis erstmalig die ausgegrabene Schanze zeichnete und vermaß, tauchte ein interessierter Student auf, Stefan Wiltschko. |
![]() ![]() links Heinz Kreis, rechts Frans Hermans |
Das war der Beginn ihrer Freundschaft und Jahre später half er Wiltschko als gelernter Schriftsetzer bei der Gestaltung seiner ersten Broschüre, der noch viele weitere folgten. Allerdings war er auch ein kritischer Leser, „meckerte“ ganz offen über die Schriften seines Freundes. Das war zwar vom Schreiber so gewünscht und dennoch sollte er eines Tages dafür „büßen“. |
![]() ![]() Das war die Retourkutsche für sein Meckern, doch zu seiner eigenen Verblüffung stimmte er ohne langes Zögern zu. Ein Jahr später - 1987 - erschien seine Erstlingsbroschüre „Die Wassernot im Burgflecken Dilsberg“. Das war der Beginn einer Reihe von weiteren Veröffentlichungen, bei denen ihm sein Beruf in punkto Aufmachung und Gestaltung zugutekam. Von seiner Erfahrung mit Kindergeschichten profitierte die Broschüre „Perkeo und das Heidelberger Fass“, ein Reiseführer speziell für Kinder. |
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Neben dem Schreiben und der Geschichte gilt dem Erhalt von Traditionen sein besonderes Augenmerk. Diese Anliegen verknüpfte er 2001 in seiner Broschüre über die Geschichte der Dilsberger Nachtwächter, die bereits damals mit 15 aktiven Nachtwächtern neben der Belecker Nachtwächterzunft zur größten Nachtwächtergruppe Europas zählte und stellte unter anderem den traditionellen Brauch des Neujahrsumzugs vor. Dieser wurde zunächst von den Kleintierzüchtern und seit der Neujahrsnacht 1976/77 vom Schützenverein Dilsberg ausgerichtet. |
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2009 brütete Nachtwächter Hermans zusammen mit den damaligen Jugendherbergseltern, Katharina und Matthias Dreschert, spezielle Führungen für Schulklassen aus. Dazu überarbeitete der Heimatforscher die Geschichte von Burg und Gemeinde Dilsberg und fasste sie speziell für die Nachtwächter-Führungen zusammen. Diese sind nicht nur bei Kindern beliebt, auch Erwachsene erfahren auf dem Rundgang durch die Bergfeste viel Wissenswertes über Burg, Kommandantenhaus, evangelische und katholische Kirche, dem Leben in der Bergfeste und die jahrzehntelange Wassernot, die den harten Lebensalltag prägte. Geschichte und Sagen bringen die Nachtwächter näher und lockern die Führung mit ihren markanten Nachtwächtersprüchen auf und am Ende erklingt das große Nachtwächterhorn und ihr bekanntes Lied „Hört, Ihr Leut, und lasst Euch sagen“. Weit über 100 Führungen absolvierte Nachtwächter Frans und arbeitete mit Raphael Maier und Jens Heinzelmann zwei engagierte junge Nachtwächter in die Materie ein, damit auch diese Tradition fortgeführt werden kann. |
![]() Zum 800-jährigen Jubiläum der Burg Dilsberg im Jahr 2008 veröffentlichte der leidenschaftliche Sammler von Postkarten mit historischen Dilsberg Motiven, zusammen mit seinem Sammlerkollegen Burkhard Zantopp, ein Fotobuch mit 230 mehr oder weniger bekannten Ansichtskarten, das 2007 vorgestellt wurde. Jede Abbildung wurde mit einem detaillierten Text versehen, dazu vervollständigen allgemeine Informationen über die Entstehung der Ansichtskarten sowie die Dilsberger Postgeschichte den Bildband, der Dilsberg-Freunde und -Kenner zu einer interessanten Zeitreise einlädt. |
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„Gelungene Integration - Gedichte 1956-2016“ - so lautete der Titel einer besonderen Lesung, die im Oktober 2016 in der Tuchbleichenhalle auf dem Dilsberg stattfand. Eine Lesung die seine Kinder und Enkelkinder als Zeichen ihrer Wertschätzung für ihn initiierten. Mit ausgewählten Gedichten begeisterte der bekannte Heimatforscher ein breites Publikum. Unter ihnen weilte auch Ortsvorsteher Bernhard Hoffmann, der ihm dankte und von einem Paradebeispiel gelungener Integration sprach. Von der Gemeinde überreichte er ihm eine Dokumentation mit Auszügen aus 92 Einträgen im Internet, die sich mit Frans Hermans beschäftigen und ein selbst gemaltes Bild von der Jugendherberge Dilsberg, dem Ort wo er 1956 seine Frau kennenlernte und sein Dilsberger Leben begann. |
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VITA (Frans) François, Vital, Marie-Louise, Louis Hermans 21. Juli 1934 in Merksem, Antwerpen (Belgien) geboren, Muttersprache: Flämisch 1949 Hauptschulabschluss in Antwerpen (Lager Onderwijs) 1949-1953 Schriftsetzerlehre mit Abendfachschule in Antwerpen 13.06.1953 Abschluss mit Diplom 1953-1955 Militärzeit in Belgien (Sgt.) Oktober 1953 bis April 1955 12/1956 Heirat in Dilsberg bis 10/1958 wohnhaft in Belgien danach Umzug auf den Dilsberg Beruflicher Werdegang: 1949-04/1957 Schriftsetzer, Druckerei „Albe“ Antwerpen 1957-09/1958 Druckerei „Blondé“ Antwerpen 1958-1972 Schriftsetzer-Meteur im technischen Betrieb Heidelberger Tageblatt, Heidelberger Gutenberg Druckerei (HGD) 1972-1978 Perforator im Mannheimer Morgen 1978-1998 Erfasser in der Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberger Verlagsanstalt (HVA) 07/1998 Renteneintritt Steckenpferd: Archäologie, Flämische Literatur, Heimatkunde Mithilfe bei archäologischen Ausgrabungen 1962 in Heidelberg (Berliner Straße, Dr. Heukemes) und im Auftrag Dilsberger Schanze 1962 Veröffentlichungen: in diversen belgische Zeitschriften (Genealogie, Heimkunde) Beiträge für Kinder (Gedichte und Geschichten) in Tages- und Schulzeitungen (u.a. in: Schulbuch Ethik) Heimatkundlichen Beiträgen im TAGEBLATT, Rhein-Neckar-Zeitung, seit 1997 jährlich in „Unser Land“ Dilsberger Publikationen: Die Wassernot im Burgflecken Dilsberg, Heidelberg, 1987 Johann David Carl Wilhelmi - Evangelisch-reformierter Pfarrer in Dilsberg (1811-1819), Heidelberg, Eigenverlag Stefan Wiltschko, 1991 Die Lochmühle in Dilsberg-Rainbach - Aus ihrer 600jährigen Geschichte, Heidelberg 1992 Die Rose von Dilsberg - Sage und Schauspiel aus dem Neckartal, Dilsberg, Eigenverlag 2000 Chronik des 1888 gegründeten kath. Kirchenchors Cäcilia Dilsberg, Eigenverlag Cäcilienverein Dilsberg, 2000 Die Geschichte der Dilsberger Nachtwächter, Eigenverlag, Sportschützenverein Dilsberg e.V., 2001 80 Jahre Jugendherberge Dilsberg 1924-2004», Dilsberg, Eigenverlag, 2003 Perkeo und das Heidelberger Fass, Dilsberg, Eigenverlag Stefan Wiltschko, 2001 Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen … von Orgeldieben, Wasserratten und Sauermilchmardern … Dilsberg, Eigenverlag, 2008 Poematia - einfache Gedichte, Privatdruck, Book on Demand, 2010 Dilsberg - Ein Dorf an dem der Krieg vorüberging…, 2014, unveröffentlicht Zur Hülff!… Es brennt in Dilsberg - Das Band- und Wachthaus steht 1771 in hellen Flammen, Dilsberg, Eigenverlag, Book on Demand, 2015 In Zusammenarbeit mit Stefan Wiltschko: Streit zwischen den Landschaden von Steinach und den Bürgern von Dilsberg, Heidelberg 1990 Burkhard Zantopp: Dilsberger Ansichten im Wandel der Zeit - Dilsberger Ansichtskarten, Fotobuch 2007 Text: boe Bilder: Archiv Hermans & bz |
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