Dilsberg "menschlich" |
Rudolf Maurer ein hilfsbereiter Geist im Einsatz für die Gemeinde |
Am 18. Februar 1939 wurde er als zweites von drei Kindern geboren und wuchs gut behütet im Dilsbergerhof auf. Doch als 1958 sein Vater tödlich verunglückte, war für den damals Neuzehnjährigen von heute auf morgen alles anders. Jetzt war er der „Mann“ im Haus und musste seiner Mutter zur Seite stehen. Der Unfall brachte die Familie an den Rand des Ruins, doch aufgeben das kennen die Maurers nicht. Da werden die Ärmel hochgekrempelt und nach machbaren Lösungen gesucht. Er besuchte die Landwirtschaftschule und lernte über die Landjugend seine Frau Liselotte kennen. So hatte die schwierige Zeit auch etwas Positives. Als die Lehrerin jedoch von der Liaison hörte, warnte sie die junge Frau: „Schau dir mal das Bankkonto der Maurers an, die sind total verschuldet.“ Doch das konnte die junge Liebe nicht trüben, gemeinsam war man stark und heiratete trotzdem. |
Beruflich absolvierte er 1961 die Ausbildung zum staatlich ausgebildeten Baumwart, die er mit einer Prüfung erfolgreich abschloss und sich für seinen weiteren Werdegang als großes Plus herausstellen sollte. Neben dem elterlichen Hof und der Landwirtschaft, die er als Nebenerwerb betrieb, war er von 1964 - 68 in der neu gegründeten Obstanlage beschäftigt. Auf der 15 Hektar großen Musterfläche mit 9.000 Bäumen und 51 Mitgliedern, die im Rahmen der Flurbereinigung entstand, übernahm er als technischer Leiter die Verantwortung. Nach vier Jahren kam es zu einem Disput mit dem 1. Vorsitzenden der Obstbaugenossenschaft, der ihm vorwarf zu viel nebenbei zu machen. Zornig kündigte er seinen Job, obwohl er nichts anderes in der Hinterhand hatte, aber ungerechte Behauptungen lässt er nicht auf sich sitzen. Zu dieser Zeit wurde das Neubaugebiet Eisenfresser erschlossen und wie es der Zufall wollte suchte die beauftragte Firma Rudolf Gärtner aus Eberbach dringend einen Fahrer für die Raupe und machte ihm ein äußerst lukratives Angebot. |
Doch der junge Familienvater von inzwischen drei Söhnen wägte sorgfältig ab, denn die Firma übernahm Arbeiten bis in den Pforzheimer Raum und er musste nach Feierabend für den Hof und die Familie da sein. Da erfuhr er von einem Dilsberger, dass die Gärtnerei der Orthopädischen Klinik ebenfalls Verstärkung suche. Zwingendes Einstellungskriterium war damals die Voraussetzung, dass man Bäume schneiden konnte und das beherrschte er aus dem Effeff. Er stellte sich vor und bekam den Job. Ein Glücksfall, denn die Arbeit machte Spaß, war in der Nähe und gut bezahlt. Der damalige Personalchef wusste auch privat seine Fähigkeiten zu nutzen und ließ auch den heimischen Obstbäumen von ihm den rechten Schnitt verpassen. Im Botanischen Garten in Heidelberg absolvierte er eine Fortbildung in „Pflanzenzucht“, die er mit Zertifikat abschloss. Diese Maßnahme galt als Voraussetzung für die versprochene Höhergruppierung, doch nach erfolgreichem Abschluss war plötzlich von einer einjährigen Wartezeit die Rede, bis sich die Qualifizierung auch finanziell auswirken sollte. Erneut kam der Maurer´sche Dickschädel zum Vorschein. Erst groß versprechen und dann nicht halten - das gibt es nicht mit ihm. Und wieder spielte der Zufall eine entscheidende Rolle. |
Im Mai 1974 fand im Rahmen der Bürgermeisterwahl eine Veranstaltung im Gasthaus „Zum Pflug“ im Dilsbergerhof statt, auf der der damalige Bürgermeister Kurt Schieck den stellvertretenden Dilsberger Ortvorsteher Karl Ebinger fragte, ob er nicht einen zuverlässigen Arbeiter für den städtischen Bauhof wüsste und der zögerte nicht lange: „Da drüben hockt einer!“ Das war eine Gelegenheit die sich Rudolf Maurer nicht entgehen ließ und knallhart um seinen Verdienst pokerte. Nach zähen Verhandlungen hatte er die schriftliche Gehaltszusage in der Tasche und wechselte zur Stadt Neckargemünd, wo er bis zu seiner Pensionierung 1999 blieb. Sowohl in der Kernstadt als auch in den Ortsteilen wusste man seine gewissenhafte Arbeit zu schätzen. Ganz besonders auch beim Winterdienst, wenn er mit seinem Unimog am frühen Morgen oder bis in die späte Nacht hinein für freie Fahrt sorgte. |
Ortschaftsrat 2004 - OR-Sitzung in der Graf- von-Lauffen-Halle 2008 - Planung Mini-Spielfelder |
1971 trat er in die Gewerkschaft ein und setzte sich als Personalrat für die Belange seiner Kollegen ein. Seine Stimme war gefragt, auch in der Kommunalpolitik, wo er von 1994 - 2009 als Ortschaftsrat der Freien Wähler und eine Periode (1999 - 2004) als Stadtrat Dilsberger Interessen vertrat. Der gute und kommunikative Umgang mit Menschen war ihm schon immer wichtig und wurde ihm allem Anschein nach in die Wiege gelegt. „Ich kann mich neben Jeden setzen und habe keine Probleme mit Leuten ins Gespräch zu kommen.“ Wer ihn kennt, kann dem nur zustimmen, mit dem „Rudl“, wie sie ihn liebevoll nennen, kann man reden. |
Seinen Wechsel ins Rentnerdasein versüßte er sich mit einem roten Bulldog, was seine Frau Liselotte trocken kommentierte: „Andere fahren mit ihrer Frau in Urlaub, aber meiner kauft lieber einen neuen Bulldog.“ Sein rotes Gefährt und er waren fortan auch für unzählige ehrenamtliche Tätigkeiten im Einsatz, sei es für Vereine oder die Gemeinde, der „Rudel“ und sein Roter leisteten wertvolle Dienste. Auf das Verständnis seiner Frau, darauf konnte er bauen und das schweißte sie zusammen. |
Bei der grünen Hochzeit war es noch keineswegs üblich, dass ein Katholischer eine Evangelische heiratet und wenn schon, dann wurde der Segen natürlich in der katholischen Kirche empfangen. Deshalb hat er im Laufe der gemeinsamen Jahre seiner Liselotte versprochen, wenn wir mal Goldene Hochzeit feiern, dann lassen wir uns in der evangelischen Kirche segnen. Ein Mann ein Wort, am 15. April 2011 löste er sein Versprechen ein. |
Sportlich betrachtet ist er ein leidenschaftlicher Fußballfan. Aktiv spielen konnte er jedoch nur wenige Jahre, denn bereits als 19-jähriger bedeutet eine Meniskusverletzung das aus, aber auch als Passiver schlug sein Herz für den 1. FC Dilsberg. Hier war er im Spielausschuss und Vorstand und 17 Jahre als Platzwart an vorderster Front tätig. Obwohl Dilsberg, bedingt durch die Fußballkariere des Rainer Ohlhausers, als eingeschworene Fangemeinde des 1. FC Bayern München gilt, drückt er bis heute dem 1. FC Nürnberg die Daumen. Als junger Kerl traf er das Team des damaligen Bundesligisten im Neckargemünder Schützenhaus, wo die Spieler übernachteten, wenn sie in Mannheim ein Spiel austrugen und seitdem ist er ein treuer Fan der Franken. Einzige Ausnahme, wenn Hoffenheim spielt, da liebäugelt er schon ein wenig mit den Blau-Weißen aus der Region. |
OGV Vorstandschaft 2008 - Ehrenvorsitzender ab 12.03.2009 |
Seine Naturverbundenheit zeigt sich auch in seiner knapp bemessenen Freizeit. Über Jahrzehnte engagierte er sich beim Obst- und Gartenbauverein und leitete 38 Jahre als 1. Vorsitzender die Geschicke des Vereins. Als er am 12. März 2009 die Führung an Karlheinz Streib übergab, wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Der relativ kleine aber rege Verein begann im Gründungsjahr mit 15 Mitgliedern und konnte im Laufe seiner Ära die Mitgliederzahlen verzehnfachen. Dazu trugen auch die vielen Verschönerungsmaßnahmen in der Gemeinde bei, die der Bautrupp vom OGV mit ihm an vorderster Front, unter der fachlichen Leitung von Polier Franz Göschl durchführte. Hier war Rudolf Maurer u.a. für den Transport zuständig, lieferte mit seinem Traktor Materialien an oder fuhr Holz ab. |
Bild: Einweihung Buchwaldquelle 24.05.2005 Im Laufe von 12 Jahren wurden das alte Wasserreservoir an der Mückenlocher Straße, die Buchwald-Quelle, der Kinderspielplatz Tuchbleiche, der Rudolf-Maurer-Platz sowie ein Teilstück vom Neckarsteig saniert. Anerkennend stellt er jedoch fest: „Ohne Franz Göschl und sein berufliches Wissen, hätten wir das nicht leisten können.“ Für die Dilsberger war es ein echter Gewinn, wie aus teilweise verwilderten Flächen sehenswerte, erholsame Fleckchen geschaffen wurden. Unter der Regie von Hans-Hermann Erles half der OGV auch bei der Gestaltung vom Rosenplatz mit. Bei allen Aktionen wurden die Ärmel hochgekrempelt und schwer geschafft, der Humor kam dennoch nicht zu kurz. Wenn man die effektiven „OGV-Jungs“ bei der Arbeit beobachte, konnte man so manches Mal meinen, die liegen im Clinch, aber hier gilt das Motto harte Schale weicher Kern. Denn im Grunde genommen ist es eine harmonische sowie äußerst effektive Gruppe und das ist gut so. |
Bild: Spielplatzeinweihung Tuchbleiche 15.08.2005 Die Gemeinde übernahm bei den jeweiligen Einsätzen die Materialkosten und drückte ihren Dank am Ende jeder Maßnahme in Form einer kleinen Feier aus. So auch auf dem ehemaligen Brandgrundstück „Haus Brenner“. Hier, wo zunächst ein öffentlicher Parkplatz geplant war, schuf der OGV innerhalb eines Jahres einen idyllischen Platz als Treffpunkt für Einheimische wie Touristen. Eine große Überraschung erlebte Rudolf Maurer bei der Übergabe am 18.05.2007, als Ortsvorsteher Stefan Wiltschko bekannt gab, dass der Platz seinen Namen tragen soll. Eine Auszeichnung die ihn bewegte und Stadt- und Ortschaftsrat Karlheinz Streib meinte damals: „Mit der Franz-Göschl-Steige und dem Rudolf-Maurer-Platz haben wir zwei Dilsberger verewigt denen Ehre gebührt.“ |
Bild: Einweihung Rudolf-Maurer-Platz 18.05.2007 Als ein paar Jahre später Besucher auf dem Platz standen und den Namen lasen, fragten sie ganz betroffen: „Ach Gott, lebt der Rudolf nicht mehr?“ Der erfreute sich zum Glück bester Gesundheit, aber auf dem Dilsberg werden Plätze nach Bürgern auch schon zu deren Lebzeiten benannt, wenn sie bedeutendes für den Ort geleistet haben. |
Bild: Planung Rosen Platz 28.10.2006 Siehe Berichte: OGV übergibt Buchwaldquelle 24. April 2005 Neuer Kinderspielplatz in Vorbereitung 2. Juli 2005 Kinderspielplatz neu gestaltet 16. Juli 2005 Kinderspielplatz offiziell übergeben 15. August 2005 Neugestaltung am Torturm 28. Oktober 2006 Sparkasse unterstützt Projekte 14. September 2006 Sichtbare Fortschritte der Erholungsstätte 19. August 2006 Neue Erholungsstätte am Entstehen 4. August 2006 Dilsberg hat einen Rudolf-Maurer-Platz 18. Mai 2007 Städtische Anlage am nimmt Gestalt an 11. August 2007 Dilsberg besitzt den Rosenplatz 10. November 2007 |
Im Ortsteil Dilsbergerhof gibt es einen kleinen privaten Friedhof und auch hier fällt der Name Maurer. Früher gab es für die Gemeinde nur einen Friedhof in der Bergfeste, was für die Bewohner im Dilsbergerhof mühsame Wege für die Grabpflege ihrer verstorbenen Angehörigen bedeutete. Den Wunsch der Bewohner auf einen eigenen Friedhof konnte die Gemeinde jedoch aus finanziellen Gründen nicht erfüllen. Erst als sein Vater Karl das Grundstück um die 1913 errichtete Herz-Jesu-Kapelle im Dilsbergerhof stiftete, bildete sich eine Privatinitiative und realisierte die letzte Ruhestätte. Der Vorstand besteht aus einem Vorsitzenden und seinem Stellvertreter sowie Schriftführer und Hauptkassierer. Vater Karl war der erste Vorsitzende, ihm folgte jahrzehntelang Rudolf Maurer. Da in der Satzung festgelegt wurde, dass im Vorstand immer ein Familienmitglied des Grundstücksstifters vertreten sein muss, hat diesen Part inzwischen Schwiegertochter Brigitte Maurer übernommen, die als Schriftführerin fungiert. Die Initiative kümmert sich nach wie vor um die Pflege und den Erhalt des Friedhofs. Finanziert wird das Ganze über Kaufgräber und wenn das Geld nicht ausreicht, wird eine Sammlung durchgeführt um die notwendigen Arbeiten ausführen zu können. Was ursprünglich nur gebürtigen Bürgern vom Dilsbergerhof vorbehalten war, dürfen inzwischen alle Bewohner des Ortsteils als Grabstätte wählen, sofern sie mindestens 10 Jahre hier gewohnt haben. In einer Gruft der Herz-Jesu-Kapelle wurde Karl Maurer beigesetzt, nicht sein Vater sondern der Pfarrer, der zusammen mit seiner Schwester Anne aus Stiftungsgeldern die Kapelle bauen ließ. Auf die Namensgleichheit angesprochen lächelt Rudolf Maurer verschmitzt: „Ja, der Pfarrer gehört schon irgendwie in die Verwandtschaft.“ Aber wie, das kann er nicht genau sagen. Hier half ein Blick auf den Familienstammbaum, demzufolge handelt es sich um den Bruder seines Urgroßvaters. |
Fahrzeugübergabe 1990 - Ehrennadel in Gold 18.11.2011 |
Nicht vergessen sollte man sein ehrenamtliches Wirken bei der Feuerwehr Dilsberg, wo er seit über 50 Jahren Mitglied ist. 1992 wurde der Oberlöschmeister für besondere Verdienste im Feuerwehrwesen geehrt und bis zum heutigen Tag verstärkt er die Alterswehr. |
Rose 1997 - Rose 2000 |
Auch als „Burgschauspieler“ trug er sich in die Analen ein und berichtete im Traditionsstück „Die Rose von Dilsberg“ als Pförtner dem fahrenden Gesellen von wundersamen Geschehnissen, die sich alljährlich in der Johannisnacht im Burggemäuer ereignen. Eine Rolle, deren Text er bis heute auswendig kennt und selbst, wenn man ihn nachts aus dem Schlaf holen würde, bühnenreif rezitieren könnte. |
Rudolf Maurer ist für seinen Humor bekannt, mit dem er überall für gute Stimmung sorgt und für so manchen Spaß zu haben ist. Zum Beispiel beim „Wetten, dass“ des Musikzugs als Spielführer beim OGV, wo er sein Team zum Wettgewinn führte. Auf der anderen Seite wird er für seine Zuverlässigkeit geschätzt, wenn jemand Hilfe braucht, dann ist er da. Er hilft auch ohne großes Aufsehen, einfach weil es nötig ist, sei es mal eben die Kapelle auszugrasen oder auf der Burgbühne Bäume zu schneiden. Wo Not am Mann ist, packt er beherzt an. |
Bei all seinen vielfältigen Aufgaben und Freizeitvergnügen, ist ihm eins immer am Wichtigsten gewesen - seine Familie. Fragt man ihn, wie er alles unter einen Hut brachte, stellt er dankbar fest: „Ohne meine Frau hätte ich das nie geschafft!“ Und es wäre nicht Rudolf Maurer, wenn er nicht augenzwinkernd hinzufügt: „Weil ich so viel fort war, haben wir auch selten Krach gekriegt!“ |
Ehrungen und Auszeichnungen 28.01.1984 Goldene Ehrennadel vom Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft für besondere Verdienste 18.07.1992 Dankesurkunde für besondere Verdienste im Feuerwehrwesen 30.11.1994 Urkunde der Stadt Neckargemünd für 25 Jahre im öffentlichen Dienst 11.02.1999 Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg für langjährige Verdienste im Ehrenamt (zum 60. Geburtstag) 21.03.2003 Ehrenmedaille in Gold der Stadt Neckargemünd 27.07.2004 Urkunde für Tätigkeit als Stadtrat vom 24.10.99 - 31.08.04 23.11.2007 Ehrenmedaille in Gold der Stadt Neckargemünd für mehr als 20 Jahre Vereinsarbeit 30.06.2009 Urkunde der Stadt Neckargemünd für seine Tätigkeit als Ortschaftsrat (01.09.1994 - 30.06.2009) |
Text: boe Bilder: bz & privat Fam. Maurer |
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