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Braunes Langohr (Plecotus auritus)Brunnenstollen der Burg Dilsberg  -
ein Winterquartier für Fledermäuse

  
Sperrung während der kalten Jahreszeit zur Arterhaltung
der selten gewordenen Individuen

  
Mit ungefähr 900 verschiedenen Arten gehören Fledermäuse und Flughunde zur zweitgrößten Ordnung der Säugetiere. Die nachtaktiven Tiere ziehen sich zum Schlafen in Höhlen, Felsspalten, Baumhöhlen oder Unterschlüpfe wie Dachböden, Ruinen oder Stollen zurück.
  
In kühleren Regionen halten sie Winterschlaf und suchen sich dafür geeignete Quartiere, so wie den Brunnenstollen der Burg Dilsberg, der ihnen Schutz vor schlechter Witterung und vor Feinden bieten. Aufgrund der Seltenheit und starken Gefährdung dieser Tierart wird der Stollen über die Wintermonaten für Besucher gesperrt.

HeinzGeeignete ungestörte Winterquartiere sind rar, umso wichtiger ist es den Fledermäusen entsprechende Objekte zu überlassen. Der Diplom Biologin Brigitte Heinz sind die nützlichen Insektenfresser besonders ans Herz gewachsen und so beobachtet sie die Wetterlage ab Oktober sehr genau, um gemeinsam mit dem Burgpächter den richtigen Zeitpunkt für die Schließung des Brunnenstollens zu finden. Bereits im Spätherbst, während der aktiven Zeit, „testen“ Tiere den Stollen und hängen sich nachts rein. Nur wenn sie ganz sicher sein können, während des Winterschlafs nicht gestört zu werden, entscheiden sie sich für ein Quartier. Fledermäuse leben die meiste Zeit des Jahres in Gruppen zusammen und sind hochsoziale Tiere. In ihren Quartieren suchen sie meist engen Körperkontakt und bilden Pulke, wodurch sie weniger Energie für die Körperaufwärmung benötigen.
  
In Europa leben nur Insekten fangende Exemplare, deren Nahrung aus Schmetterlingen, Fliegen, Mücken, Käfer und zahlreichen anderen Insekten besteht, während im tropischen Amerika die echten „Vampire“ zu finden sind, die das Blut von anderen Wirbeltieren aufnehmen. Die geschickten Flieger orientieren sich mit Hilfe eines Echolot-Systems, indem sie Töne mit Frequenzen im Ultraschallbereich aussenden. Stoßen die Laute auf ein Hindernis oder Beute, kehren sie als Echo zurück. Der Intensitätsunterschied zwischen ausgesendetem Ruf und Echo vermittelt dem Tier ein „Hörbild“ seiner Umgebung. Fledermäuse „sehen“ mit den Ohren und können sich auch bei völliger Dunkelheit hervorragend orientieren. Als Lebensraum bevorzugen sie reich strukturierte naturnahe Landschaften, mit einer Vielzahl von Insekten als Nahrungsgrundlage.
  
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)Beim Winterschlaf sinkt die Körpertemperatur bis auf wenige Zehntel Grade über die Umgebungstemperatur, allerdings nur so tief, dass das Blut noch in der Lage ist Sauerstoff zu transportieren. Während des Aufwachens liefern die angelegten Fettvorräte die notwendige Energie, um wieder die normale Körpertemperatur zu erreichen. Die Schließung des Brunnenstollens über die Wintermonate hat sich bewährt, denn acht verschiedene Arten wurden im Dilsberger Domizil festgestellt, ein Artenspektrum das sich sehen lassen kann. Allerdings liegen von den verschiedenen Sorten nur Einzelnachweise vor, wie beispielsweise bei der Zwergfledermaus, der kleinsten heimischen Art, die mit einer Flügelspannweite von 20 cm und einem Gewicht von 3,5 - 8 g in eine Streichholzschachtel passt. Die Anzahl der „Wintergäste“ ist nicht der ausschlaggebende Grund für die Schließung des Brunnenstollens, sondern vielmehr die Seltenheit und starke Gefährdung dieser Tiere.
   
Im Dilsberger Brunnenstollen wurden folgende Arten entdeckt:

Großes Mausohr (Myotis myotis) - stark gefährdet
Fransenfledermaus (Myotis nattereri) - stark gefährdet
Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) - gefährdet
Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) - gefährdet
Braunes Langohr (Plecotus auritus) - gefährdet
Graues Langohr (Plecotus austriacus) - vom Aussterben bedroht
Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) - stark gefährdet
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) - gefährdet

 
Ein Artenspektrum das sich sehen lassen kann, auch wenn von den verschiedenen Arten meist nur Einzelnachweise vorliegen. Die Tiere überwintern in tiefen Felsspalten, von denen oft nur der vordere Bereich einsehbar ist. Während die Fledermäuse im Brunnenstollen ihren Winterschlaf halten, ist eine Besichtigung nicht möglich. Sobald die Tiere ausgeflogen sind, dürfen Besucher wieder ihre Runde durch den interessanten Stollengang drehen.
 
Informationen: Dipl.-Biologin Brigitte Heinz;
Text: Beate Oemler
Bilder: Braunes Langohr - Tuisko Kampffmeyer (BUND Neckargemünd); Zwergfledermaus - Brigitte Heinz
 
12.10.2008