Historisches & Handwerkliches von den Dilsberger Nachtwächtern Grundschüler erkundeten Spuren der Vergangenheit 9. Juli 2013 |
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Bei Aufenthalten in der Dilsberger Jugendherberge werden von Schulklassen gerne Führungen durch die historische Bergfeste mit den bekannten Nachtwächtern gebucht. Auf ihrem Rundgang erfahren sie Wissenswertes über den Ort, die Geschichte und Interessantes aus vergangenen Ritterzeiten. Dabei lassen sich die Männer mit ihren Laternen und Hellebarden kleine Überraschungen einfallen, so wie auf ihrer Runde mit einer vierten Klasse aus Wössingen bei Bretten, wo sie zum Abschluss die alte Kunst des Dengelns, das Schärfen einer Sense, vorstellten. |
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Obernachtwächter Erwin Lanzer erzählte mit seinen vier Kollegen über die Nachtwächtertradition und das beschwerliche Leben in der Bergfeste. Altersgemäß vermittelte Kollege Frans Hermans an diversen Stationen historische Begebenheiten und wies auf die lange währende Wassernot hin. Ein großes Problem, wenn man bedenkt, dass heute der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Tag und Person bei 130 Liter liegt, während damals nur 5 Liter zur Verfügung standen. |
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Von Edgar Ohlhauser stellte Uniform und Utensilien der Nachtwächter vor, Kutschenmantel, Dreispitz, Hellebarde, Laterne und Stadtschlüssel. „Der Schlüssel ist echt, nur das Tor fehlt heute!“, bekannte er schmunzelnd. „Ihr Nachtwächter passt auf!“, sagten früher die Leute und das gab ihnen Sicherheit. |
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Als im katholischen Pfarrhof, mit Blick auf Burg, Wasserturm und Kirche, die Turmuhr 8 Mal schlug, stimmten die Männer ihr bekanntes Lied an: „Hört, Ihr Leut, und lasst Euch sagen“. |
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Am Ende der Tour wartete bei der historischen Burg eine Überraschung auf die Schüler. Roland Erles empfing die Runde und weihte sie in die Kunst des Dengelns ein. |
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Erstaunt rief ein Schüler: „Ah, jetzt kommt der Sensenmann!“ Das Leben in der Bergfeste war in früheren Jahren hart und die Kinder mussten früh mit anpacken. Familien waren meist Selbstversorger und hielten sich Tiere, so wie Familie Erles Ziegen, Hasen und Schweine. Zur Fütterung musste Gras gemäht werden und dafür ging es bereits morgens vor der Schule mit dem Vater auf die Wiese. |
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Traf die Sense beim Mähen auf einen Stein, wurde sie stumpf. Dann griff der Vater zum Kumpf, ein köcherartiger Behälter, in dem sich ein befeuchteter Wetzstein befand, mit dem sich die Sense schärfen ließ. Zu Hause ging das mit einem Dengelstock auf dem Hackklotz und Dengelhammer besser. Das Dengeln hat Roland Erles von seinem Vater gelernt, dessen Werkzeug er bis heute benutzt. Neugierig schauten ihm die Schüler zu, wie er mit gezielten Schlägen das Sichelblatt durch einen schmalen Streifen entlang der Schneidekante verdünnte. Dieser Dangel ist circa 3 bis 7 Millimeter breit. Erstaunt beobachteten sie, wie man damals die Schärfe der Sense prüfte. Sanft wurde mit der Sense über den Unterarm gestrichen, waren die Härchen weg, war sie scharf genug. |
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Zum Mähen wurde die Sense am Sensenwurf, dem Stil der Sense, befestigt. Gleichmäßig wurde die Sense vor und zurück geführt. Vorne scharf und hinten stumpf, so kämmte man die Wiese durch und sammelte Vorrat für den Winter. Mit einem Holzreschen wendete man das Heu zwei Mal, bevor es mit dem Ziehwagen in die Bergfeste und mit der Heuhexe auf den Speicher transportiert wurde. Anschließend gab es ein Glas Süßmost, erinnerte sich Erles an die köstliche Erfrischung: „Immer, wenn man etwas gekriegt hat, hat man dafür arbeiten müssen.“ |
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Auf einem alten Schleifstein demonstrierte er, das Schärfen von Messern. Dazu machte er den Stein nass, drehte ihn schnell und setzte die Klinge an. Für Selbstversorger galt: „Bevor der Metzger kam mussten die Messer scharf sein.“ Das durften die Schüler an einer Axt selbst ausprobieren und voller Eifer machten sie sich ans Werk. Die Entdeckungstour durch vergangene Zeiten, weckte das Interesse der wissbegierigen Schüler. |
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Am Ende freuten sie sich über ein verlockendes Angebot: „Wenn ihr nicht wisst was ihr Treiben sollt, dann kommt auf den Dilsberg zum Messer schleifen.“ |
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