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Rhein-Neckar-Kreis und LOGL im Einsatz für Streuobstbäume
 
Fachwirte für Obst und Garten übernahmen fachgerechten Schnitt auf dem Dilsberg
17. März 2012
 
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Ein wenig verwundert blickten Autofahrer, die am Samstag zwischen Dilsberg und Dilsbergerhof unterwegs waren, auf die an der K4200 gelegenen Streuobstbäume, denen über zwanzig Leute mit Säge und großer Astschere zu Leibe rückten. Auch wenn bei dieser Aktion so mancher Ast zum Opfer fiel, sie führten nichts Böses im Schilde, die angehenden Fachwarte für Obst und Garten absolvierten kurz vor ihrer Prüfung eine letzte Praxiseinheit.
 
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Im Gewann „Hinterer Sesselsacker“ fanden sie optimale Voraussetzungen, Bäume die in den letzten Jahren nicht geschnitten wurden und mit Willi Roth einen Besitzer, der sein Einverständnis gab. 
 
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Streuobstwiesen ermöglichten früher das oftmals karge Nahrungsangebot zu ergänzen, heute erfüllen sie auch vielfältige ökologische Funktionen. Baden-Württemberg besitzt die bedeutendsten Streuobstbestände Europas und trägt eine besondere Verantwortung für diesen Lebensraum. Allein der Rhein-Neckar-Kreis weist derzeit einen Bestand von über 240.000 Bäumen auf, die einen großen Beitrag zur Artenvielfalt der Landschaft leisten. Doch ohne ein Mindestmaß an fachgerechter Pflege können sich Jung- wie Altbestände nicht gut entwickeln, deshalb setzte sich der RNK das Ziel, möglichst viele Streuobstbäume im März zu schneiden.  
 
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Der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V. (LOGL) initiierte eine landeseinheitliche Ausbildung zum Fachwart für Obst und Garten. Fertige Absolventen und solche, die derzeit vom Amt für Landwirtschaft und Naturschutz in Zusammenarbeit mit dem Kreisverband Heidelberg ausgebildet werden, übernahmen den Baumschnitt auf dem Dilsberg.
 
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So ein Lehrgang umfasst 90 Unterrichtsstunden in Theorie und Praxis sowie einen Sachkundenachweis für Pflanzenschutz. Von September bis März fand die stundenweise Ausbildung am Freitagabend oder samstags statt. 2011 legten 11 Teilnehmer ihre Prüfung ab, die freiwillig auch an dieser Aktion teilnahmen und in diesem Jahr sind es 18 Teilnehmer, wie Kreisverband Geschäftsführer Michael Frauenfeld mitteilte. 
 
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Die Teilnehmer stammen aus unterschiedlichen Einsatzorten mit verschiedenen Beweggründen. Es handelt sich um Mitglieder aus Obst- und Gartenbau Vereinen (OGV), Besitzer von Hausgärten sowie ausgebildete Gärtner, denen dieser spezielle Ausbildungsteil fehlte. Die Altersstruktur reichte von Anfang 20 bis 70 Jahre und erfreulicherweise waren auch drei Frauen dabei.
 
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Die OGV-Vorsitzende aus Horrenberg-Balzfeld, Martina Fuchs, nannte dafür einen triftigen Grund: „Seit 75 Jahren besteht unserer Verein und wir haben so manchen Baum gespendet, doch die Pflege übersteigt die Kapazität der Gemeinde, deshalb wollen wir sie selbst pflegen.“ Aus St. Leon-Rot kam Maria Artner, deren Onkel sie über den Lehrgang informierte. „Ich will selber schneiden und unabhängig sein“, erklärte die berufstätige Mutter, die ihre Lehrgangsgebühren aus eigener Tasche bezahlte. 
 
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Aufgeteilt in Gruppen machten sich die Teilnehmer ans Werk, begutachten Baum für Baum und diskutierten, welcher Ast muss weg und welcher bleibt. Sorgfältig achteten sie auf die Fruchtwaage und Grundäste. „Was mache ich oben?“, lautete eine wichtige Frage, denn die jungen Äste benötigen genügend Licht und die Wassertriebe müssen entfernt werden. Auf den ersten Blick sah mancher Baum gut aus, doch auf den zweiten Blick zeigte sich, dass er verkrebst ist und eigentlich rodungswürdig.
 
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Doch die Fachleute gaben ihm mit einem radikalen Schnitt, der das Wachstum anregen soll, eine Chance. Das Grundgerippe der Bäume muss stimmen, deshalb ist in den ersten fünf Jahren der sogenannte Erziehungsschnitt wichtig, danach folgt nur noch Kosmetik. Für den Ehrenvorsitzenden des Dilsberger OGV, Rudolf Maurer, das A und O der Baumpflege, der befürchtet, dass ohne diese Ausbildung, die Fähigkeit Streuobstbäume zu schneiden verloren geht.
 
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Während die Jungen die Leiter verlassen und schwindelfrei zum Schneiden über die Äste klettern und sägen, setzen die Senioren vermehrt den Hochentaster, eine Stilsäge am langen Stab, ein. Michael Frauenfeld beobachtete verschiedene Arbeitsweisen und bestätigte: „Jeder hat sein individuelles Schnittmodell, nur das Endergebnis muss stimmen.“ Für Referendarin Caroline Schumann vom Amt für Landwirtschaft und Naturschutz ist das Streuobst ein wichtiges Thema, das sie beschäftigt: „Auf jeden Baden-Württemberger kommt ein Baum, deshalb ist es Wert über dieses Thema zu schreiben.“  
 
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Das Kulturgut Streuobstwiesen überlebt nur, wenn es Menschen gibt, die sich engagieren, deshalb ist dem Kreis die Fachwartausbildung ein wichtiges Anliegen. Der Leiter des Amtes für Landwirtschaft und Naturschutz in Sinsheim, Dr. Dieter Eitel, überbrachte die Grüße von Landrat Stefan Dallinger und verfolgte aufmerksam die Aktion. „Jetzt erklärt mir mal, warum habt ihr den Ast stehen lassen?“ Die Wassergeschosse sind nicht nur Unkraut sondern man nimmt sie auch für die Nachzucht, erklärte ihm ein Fachwart. „Ich bin begeistert, dass so viele Junge mit dabei sind.“, stellte Dr. Eitel zufrieden fest und überreichte den fleißigen Teilnehmern zum Dank für ihren Einsatz vom Landrat einen Verzehrgutschein. „Das ist eine wunderbare Visitenkarte für den Dilsberg und eine Werbung, dass die Ausbildung weiter geht.“  
 
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„Dieser Lehrgang ist absolut empfehlenswert“, lautete das überzeugende Fazit einer Teilnehmerin. Wer Interesse hat durch fachliches Wissen ebenfalls zum Erhalt der Streuobstbäume beizutragen, dem bietet der nächste Lehrgang im Herbst 2012 dafür eine Gelegenheit. Zur Gewährleistung einer hohen Ausbildungsqualität ist die Teilnehmerzahl auf 20 Plätze beschränkt.
 
Weitere Infos gibt es beim Kreisverband für Obstbau, Garten und Landschaft Heidelberg e.V.
Tel.: 06221 784802 oder E-Mail:
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Bilder: bz
Text: boe
18.03.2012
 

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