Burg-Serenade wurde zur sonnigen Hallen-Serende |
„Dilsberger Kantorei“ überzeugte mit Salon-Musik, Literatur und Chorsätzen 28. Juli 2012 |
Das vielversprechende Konzert begann mit einer schweren Entscheidung, doch Gewitterschauer am Morgen ließen keine andere Wahl als in die Graf von Lauffen-Halle auszuweichen. Dieses musikalische Ereignis wollte sich am Abend selbst die Sonne nicht entgehen lassen und schaute wider Erwarten doch noch vorbei. Warum spielt ihr nicht auf der Burg, wurden die Verantwortlichen des Öfteren gefragt, die Stimmung konnte jedoch der Platzwechsel nicht trüben. Zur Hallen-Serenade, die so gerne eine Burg-Serenade geworden wäre, begrüßte Chorleiter Markus Karch und hoffte: „Dass es Ihnen in der weniger romantischen Atmosphäre ebenso gut gefällt.“ |
Im ersten Teil standen deutschsprachige Lieder und Literatur auf dem Programm, von anrührend traurig bis hin zum puren Klamauk. Der Konzertchor zählt zu den besten der Region und überzeugte mit einer harmonischen Lebendigkeit, welche die Musik zum Schwingen brachte. Chorwerke, Instrumentalstücke und Gedichte ergänzten sich stimmig und erfüllten die Halle mit der Freude am Gesang, einfühlsamer Musik sowie ausdrucksvoller Rezitation. |
Eine gelungene Mischung, die sich perfekt ergänzte. So folgte dem erotischen Gedicht „Orgie“ von Else Lasker-Schüler, das Instrumentalstück „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“ - zum Träumen schön. Eine Textzeile des mitreißenden Beitrags vor der Pause lautete „Wenn die Sonja russisch tanzt, dann spürt man ihre Glut“ und mit dieser Glut beeindruckte der temperamentvolle Chor. |
Eine exzellente Bereicherung war Sprecherin Dorothee Grieshammer mit ihrer ausdrucksvollen warmen Stimme. Feinfühlig betont und sinnlich rezitierte sie Liebesgedichte, machte die Sehnsucht nach dem Liebsten spürbar oder verstärkte mit Witz und Esprit heitere ironische Texte. Die Sprechwissenschaftlerin lebt in Berlin und kennt den Dirigenten aus ihrer Zeit in der Region. Für die Serenade kehrte sie zurück und überzeugte mit einer hinreißenden Rhetorik. |
Der englische Programmteil faszinierte mit Vertonungen von Folk-Songs, wo unter anderem die Sammlung „The sprig of thyme“ (Der Thymianzweig) des englischen Komponisten John Rutter zu hören war. Diese traditionelle britisch/irische Folk-Ballade verwendet botanische und andere Symbolik, um junge Menschen vor den Gefahren falscher Liebhaber zu warnen. |
Die Übersetzung der Texte brachte die Rezitatorin eindrucksvoll zu Gehör. Chor und Orchester griffen die vielschichtige Harmonik und Rhythmik sowie Rutters melodischen Erfindungsreichtum souverän auf. |
Mit beschwingter Leichtigkeit begleiteten die Musiker Luisa Hoberg (Klarinette), Maria Karch (Violine), Stefan Knust (Cello), Christian Dell´Andrea (Kontrabass) die Sänger mit großem Einfühlungsvermögen, als ob sie stets in dieser Zusammensetzung spielen würden. |
Gewohnt vielseitig präsentierte sich Markus Karch, der vom Klavier aus dirigierte und sämtliche instrumentalen Vor- und Zwischenspiele sowie Instrumentationen verfasste. |
Der Chor trägt unverkennbar seine Handschrift und den Sängerinnen und Sängern merkt man den Spaß am Gesang an. Drei Monate Proben und ein Probenwochenende trugen Früchte, das Ergebnis war ein äußerst erfrischender Genuss. |
Das abwechslungsreiche Programm begeisterte das Publikum restlos und eine Besucherin stellte fest: „Perfekt, die Dilsberger Kantorei eben!“ |
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