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Chocolaterie Lesung01
Süßes für die Seele & Wandlungen des Lebens
Lesung mit bewegenden Gedichten und Gebeten von Irmgard Heß
25. November 2016
 
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Lebkuchenfiguren, Tannenzapfen, Kerzenlichter und natürlich vielfältige Variationen von Schokolade sorgten in der Dilsberger „Chocolaterie“ für eine gemütliche Stimmung. Eva Heß hatte zu einer besonderen Lesung eingeladen und stellte zwei Bücher „Süßes für die Seele“ und „Wandlungen des Lebens“ mit Texten ihrer Mutter Irmgard vor, die nach einem Schlaganfall 2015 ihre Sprache verloren hat. Texte die Irmgard Heß vor 10 - 15 Jahren schrieb und den Leser berühren und bewegen.
Irmgard Hess
 
Mit zwei lyrischen Stücken am Klavier stimmte Eva Heß die Zuhörer ein und überspielte damit ihre Nervosität. Sie sei aufgeregt, gab sie zu, denn durch die Beschäftigung mit den Texten, die sie beim Aufräumen in der Wohnung ihrer Mutter fand, haben die Worte eine andere Bedeutung bekommen, „eine unglaubliche Kraft“. Ein Schatz, von dem sie glaube ihn weiter geben zu müssen und mit dem Waldkirch Verlag in Mannheim einen Partner fand, der zusammen mit ihr und jeder Menge Herzblut Bücher auflegte die berühren.  
 
Ihre Mutter habe lange Jahre in Bammental gelebt und sich als Werkzeug im geheimnisvollen Netzwerk des Lebens verstanden. Mit ihren Texten, in einer ganz eindrücklichen Sprache, gelingt es ihr allgemeingültigen Rat, Kraft und Zuversicht für alle Lebenslagen zu spenden. Heute lebt Irmgard Heß in Aachen, ist weder ungeduldig noch unzufrieden, auch ohne Worte. Sie malt - mit links, da die rechte Hand gelähmt ist, geht viel raus an die frische Luft und ist ein stilles Licht, wie es ihre Tochter liebevoll formulierte. Als sie das erste Mal die beiden Bücher in den Händen hielt, habe es eine Weile gedauert bis sie ihre Texte und Bilder wieder erkannte und sei sehr berührt gewesen.  
 
In „Süßes für die Seele“ beschreibt Irmtraud Heß die Pflanzen und vergisst dabei nicht dem Schöpfer zu danken, der sie geschaffen hat. Verlegerin Barbara Waldkirch ist begeistert wie sie Pflanzen und Blüten betrachtet und der Gewalt ihrer Sprache. „Genau das ausdrücken zu können was sie wahrgenommen hat, das fasziniert.“ Ihre Wertschätzung unterstreicht sie in der Lesung mit Beispielen, wie „Himbeere“, die mit rotleuchtendem Perlengekugel posiert, das duftet als würden die Engel zur Hochzeit laden. Sie schwärmt von der Zartheit der Worte in „Wegwarte“ und den „Stiefmütterchen“ die das Leben lehren.  
 
Eva Heß befasste sich in der Lesung mit den „Wandlungen des Lebens“ - Gebete ihrer Mutter, die sich als „Eisbrecherin“ und „Lichtarbeiterin“ sah, die „Zwischen den Kirchen lebte“. Erstarrte Strukturen wurden von ihr aufgebrochen und den Menschen gab sie ein gewandeltes Gottesbild mit auf den Weg. Das Gedicht, das dem Buch den Titel gab, blickt auf die Veränderungen des Lebens im Laufe der Jahrzehnte mit der Erkenntnis, dass nichts im Leben Zufall ist sondern alles seinen Sinn enthält. Das „Morgengebet“ lässt voller Zuversicht den neuen Tag beginnen, den man, vom Vater gemacht, fröhlich beginnen mag. Keine leeren Worte, wie eine Zuhörerin bekräftigt: „Ich habe heute Morgen das Gedicht gelesen und bin schwungvoll in den Tag gestartet.“  
 
Die Bücher wurden neben Fotografien von Iria Schärer, Eva und Katharina Heß auch mit Bleistiftzeichnungen von Irmgard Heß illustriert. Für Tochter Eva sind es  Streiflichter von Irmgards Wortschöpfungen, von denen sie hofft: „Dass wir damit viel Freude und Segen in die Welt bringen.“ Die Texte haben ihrer Meinung nach etwas  Berührendes und Bewegendes aber auch Allgemeingültiges, was ihr die Zuhörer bestätigten: „Wir nehmen die Gedanken mit!“  
 
 
An das Unmögliche glauben
 

Wenn ich gelähmt in Krisen sitz
und hoffnungslos im Weinen,
wenn’s in mir tot und finster ist,
dann will mein Licht erscheinen.
    

Dann fühl ich, dass mein Herz sich dreht,
dass sich das Harte wandelt,
dass eine Kraft im Innern weht,
die voller Liebe handelt.
 
Sie fragt nicht, was ich falsch gemacht,
mein Lebensstall ist gut,
dort wird mein Kind zur Welt gebracht,
weil Stallmist Wunder tut.
 
Mit dessen Hilfe reift die Frucht,
mein Irrweg wird Gewinn.
Gott ist’s, der mich im Elend sucht,
Gott liebt mich, wie ich bin.
 
Mein Engel singt mir Frieden zu,
mein Herz wird warm und lind:
Begreif doch endlich, komm zur Ruh:
Du selbst bist Gottes Kind.
 
Die Würde Gottes und die deine
wächst aus den Sümpfen deines Seins,
in deinem Stall, in deiner Scheune,
seid ihr längst beide eins.
 
 
 
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Text: boe
Bilder: bz
© www.dilsberg.de   26.11.2016
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