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Mit einem unbeschwerten Grinsen im Gesicht und gezücktem Degen in der Hand steht „Peter Pan“ dem grimmig blickenden Kapitän „James Hook“ gegenüber. Der droht ihm mit seinem gefürchteten Haken und setzt zum Stoß an, doch Peter pariert gekonnt. „So ist es gut!“, stellt Schauspieler Thomas Ziesch zufrieden fest. Der Profi erarbeitet mit den Laien-Darsteller der Burgbühne Dilsberg die entscheidende Fecht- und Kampfszene für die Freilicht-Saison 2016. Zu seiner Ausbildung als Diplom-Schauspieler an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig zählte auch das Bühnenfechten. Kein geringer als der Grandseigneur des deutschen Bühnenkampfs, Klaus Figge, war hier sein „Ziehvater“. Ziesch wirkte an diversen Film- und Fernsehproduktionen mit und machte sich durch Kampfchoreografien einen Namen. Unvergessen der leidenschaftliche Kampf der „Drei Musketiere“ bei den Heidelberger Schlossfestspielen, wo er in der Rolle des Athos glänzte und die Choreografie der Kampfszenen einstudierte. Zu den begeisterten Zuschauern zählte auch Burgbühnen-Regisseurin Tanja Emmerich, für die feststand: „Den muss ich haben!“ Für ein Seminar mit dem Profi setzte sie alle Hebel in Bewegung und bevor es für ihn in der nächsten Woche zum Staatstheater nach Braunschweig geht und er im Sommer wieder in Heidelberg auf der Bühne stehen wird, klappte es mit einem dreitägigen Einsatz auf dem Dilsberg. „Du musst deine Seite schützen.“, ruft der Profi Axel Bedbur zu, der als Kapitän Hook den Widersacher von Peter Pan spielt, in dessen Rolle Simon Winter schlüpft. Beide Darsteller haben zum ersten Mal einen Degen in der Hand und lernen von der Grundposition aus die korrekte Technik. Immer wieder werden einzelne Sequenzen wiederholt, so lange bis die Haltung stimmt und jeder Hieb sitzt, erst dann wird das Tempo gesteigert. Dabei achtet der Profi auf jedes Detail, nichts entgeht seinem routinierten Blick. Bewegung, Fußstellung, Körperhaltung und Mimik müssen harmonisch ineinanderfließen. Die exakte Umsetzung der Choreografie ist ein Muss, denn im freien Kampf wird es gefährlich. Absprachen der Gegner sind enorm wichtig, hier muss sich jeder auf sein Gegenüber blind verlassen können. Den Degen schräg halten, bei Stößen die Gegenbewegung herausarbeiten, mit gestrecktem Arm parieren. „Wenn ihr im Rhythmus bleibt braucht ihr nicht auf die Klinge zu schauen, dann klappt es auch blind.“, lautet ein Tipp des Profis. Die Position ist wichtig um schnell agieren zu können und der „Scheibenwischer“ kommt kombiniert mit einem Wortgeplänkel erst so richtig an. Groß ausholen, wie bei einem Schlagball, Schritt nach vorne und beim Stoß gerade durchziehen oder bei der „Mühle“ von links hinten den Degen über den Kopf nach rechts unten führen - die Übung macht den Meister. Nach sechs Stunden am ersten Tag steht das Gerüst, in den nächsten zwei Tagen folgt die Ausarbeitung der szenischen Choreografie, zum Fechten kommt das Schauspiel dazu. „Peter Pan“ und „Kapitän Hook“ stellen bei aller Euphorie fest: „Es ist anstrengender als gedacht.“ Nach zwei Minuten Kampf geht der Herzschlag hoch, auch wenn es am Ende wie bei einem Tanz, mühelos und leicht rüberkommt. „Fechten ist kein rein körperlicher Akt, sondern fordert auch Geist und Konzentration.“ berichtet Schauspieler Ziesch, der mit seinen Schülern zufrieden ist, zumal Schauspieler für große Gefechte 6 Wochen Zeit haben. „Bühnenfechten ist wie ein Gedicht auswendig lernen das man nie vergessen sollte und immer wieder fehlerfrei aufsagen kann, sonst wird es mitunter gefährlich.“
Ab dem 24. Juni wird auf der Burgbühne freitags und samstags der Degen gezückt. Auf die Szene im Mittelgang direkt beim Publikum freut sich Axel Bedbur besonders „Das ist für die Zuschauer eine schöne Sache.“ Und nicht nur auf diese Szene darf man gespannt sein, denn laut Regisseurin Emmerich laufen die Proben bereits erfreulich gut und über 50 Darsteller fiebern „Peter Pan“ und seinen Abenteuern entgegen.
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