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Helmut Striegel º 08.04.1915 † 27.11.1980
Der weit über die Grenzen von Dilsberg hinaus bekannte Grafiker und Maler Helmut Striegel hatte für den Dilsberg stets ein besonderes Faible. Am 8. April 2015 wäre er 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass soll an den großen Künstler erinnert werden, der im November 1980 nur wenige Monate nach seinem 65. Geburtstag starb.
Helmut Striegel kam als eines von drei Kindern des Lauterbacher Bürgermeisters Konrad Striegel und seiner Frau Katharina in Tübingen auf die Welt und verbrachte seine Kindheit im Schwarzwald. Schon früh wurde sein Zeichentalent entdeckt, doch sein Wunsch Maler zu werden erschien den Eltern nicht ratsam, nach ihrem Willen sollte er den Beruf des Gartenbautechnikers erlernen. So besuchte er nach dem Realgymnasiums in Schramberg eine private Malschule, die er aus eigenen |
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Ersparnissen finanzierte. Im Herbst 1937 wurde er zum Militärdienst eingezogen, erhielt während des Krieges eine Ausbildung zum Kartografen und leitete danach die Abteilung. |
Helmut Striegel mit Familie 1960
Ausstellung Volksbank Neckargemünd 1971 |
Bei einem Aufenthalt in Heidelberg verlor er sein Herz an seine spätere Frau Brunhilde, die er 1941 heiratete. Nach Kriegsende und Gefangenschaft machte er die Ausbildung zum Gebrauchsgrafiker und studierte in Salzburg sowie Stuttgart. Daran schloss sich das Studium der Malerei an und er wurde Schüler von Prof. Eduard Harrison Compton in München. 1945 zog er mit seiner Frau auf den Dilsberg und arbeitete in seinem Atelier am Blumenstrich als freischaffender Grafiker, Kalligraph, Heraldiker und Maler. Zahlreiche Ausstellungen in ganz Deutschland machten ihn bekannt und als Mitglied im Verband Bildender Künstler beteiligte er sich an Gruppenausstellungen im In- und Ausland. 1950 wählten ihn die Dilsberger zum Gründungsvorsitzenden des Heimatvereins. In dieser Funktion setzte er sich u.a. dafür ein, dass die Buslinie ab 1954 auch die Bergfeste anfuhr. Das war für viele Bürger eine Erleichterung, da dies der direkte Weg war um per pedes nach Neckarsteinach und Schönau zu kommen. Die Vereine unterstützte er durch sein kreatives Schaffen, so entwarf er die Dilsberger Fahne mit ihrem Löwen, Veranstaltungsplakate, u.a. für das beliebte Theaterstück „Rose von Dilsberg“, und schrieb kalligrafisch kunstvoll gestaltete Urkunden für Vereine und Gemeinde. Die Wandmalereien im ehemaligen Gasthaus „Zur Burg“ (heute „Chocolaterie“) stammen ebenso von ihm, wie die Sonnenuhr über dem Tor zur Bergfeste Dilsberg. Am Blumenstrich gründete er das „Atelier Striegel“ und war für Unternehmen sowie Verlage tätig. 1977 übergab er die Firma an seinen Sohn Uwe, der sie unter dem Namen „Werbeagentur Striegel“ in Heidelberg weiterführte. Bereits als kleines Mädchen teilte seine Tochter Petra seine Begeisterung für die Malerei. Sie durfte ihn auf seinen zahlreichen Malausflügen begleiten und genoss seine künstlerische Förderung. Heute entstehen am Maltisch und der Staffelei des Vaters im ehemaligen „Atelier Striegel“ ihre eigenen kreativen Werke. Regional sowie überregional bekannt wurde Helmut Striegel auch als Meister des Graffito, zu sehen am Haus Berger an der Kehre nach Mückenloch sowie als Gestalter zahlreicher Kunstfenster für Privathäuser, öffentlichen Bauten und Kirchen. National und international machte sich der Künstler durch seine zahlreichen Ausstellungen einen Namen, in denen er vorwiegend Aquarelle, aber auch Federzeichnungen und Linolschnitte zeigte. Helmut Striegel war ein Künstler mit vielen Passionen der es genoss, Menschen kennenzulernen, mit ihnen zu sprechen, sie zu betrachten und ihre Mimik sowie Gesten in Bildern und Zeichnungen festzuhalten. |
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Die folgende Zusammenstellung seiner diversen Techniken mit beispielhaften Werken, soll einen Einblick in sein umfangreiches und breit gefächertes Schaffen gewähren. Zum Vergrößern auf die Bilder klicken |
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Aquarelle: Im Laufe der Zeit wurde das Aquarellieren zu seiner bevorzugten Maltechnik. In seinem umfangreichen Nachlass finden sich viel Landschaftsbilder und Stadtansichten. Den malerisch über dem Neckar gelegenen Dilsberg liebte er besonders und hielt interessante Blickwinkel zu allen Jahreszeiten fest. |
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Zeichnungen: Helmut Striegel liebte es menschliche Mimik sowie Gesten zu studieren und diese in Zeichnungen festzuhalten. Wenn er auf ein Gläschen ins Wirtshaus ging entstand nebenbei so manche Skizze, die er humorvoll als „Wirtschaftsstudien“ bezeichnete.
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Schwarz/Weiß: Lediglich mit Bleistift, Tuschfeder oder Kuli setzte er Motive ausdrucksvoll um. |
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Siebdruck: Fünf verschiedene Stadtansichten von Neckargemünd kreierte er speziell für das Siebdruckverfahren. Auch seinen geliebten Dilsberg kann man im Siebdruck bewundern.
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Illustrationen: Zu seinen frühen Auftragsarbeiten gehört die Illustration für Verlage. Zum Beispiel das Kinderbuch "Knöllchen kommt nach Heidelberg" von Cornelia Günther, erschienen 1950 im Jedermann-Verlag Heidelberg. |
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Linolschnitt: Er produzierte u.a. kleine Serien von Stillleben und Landschaftsbildern. Sein Lieblingsmotiv war auch hier der Dilsberg, den er variationsreich herausarbeitete und per Handabzug in unterschiedlichen Farben druckte. |
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Heraldik: Viele Jahre befasste er sich mit den Gestaltungsrichtlinien und Regeln der Heraldik. Das Wappenwesen in Bezug auf Kunst, Kunde sowie Recht faszinierte ihn. Er restaurierte historische Wappen oder gestaltete sie im Auftrag von Gemeinden und Familien. |
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Atelier Striegel: Die grafische Gestaltung und Illustrationen vieler Ortsbroschüren stammen von Helmut Striegel. Für das Theaterstück „Rose von Dilsberg“ entwarf er ein Plakat, das in diversen Farb- und Typografie-Varianten verwendet wurde. Auch die Dilsberger Matineen sowie die Hortensientage und das Menzer-Park-Fest in Neckargemünd wurden mit seinen Plakatentwürfen beworben. Seine Arbeiten im Atelier waren ebenso unterschiedlich wie vielfältig und das im Zeitalter ohne Computer, Grafikprogrammen oder digitaler Kameras. |
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Sgraffito: Helmut Striegel beherrschte diese seltene Kunst, die zu den Stucktechniken zählt. Die Zeit spielt hierbei eine entscheidende Rolle, denn die Fläche eines Sgraffitos muss in einem Zug bearbeitet werden bevor die oberste Putzschicht abgebunden ist.
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Wandmalerei: Zur Erinnerung an die Belagerung durch den kaiserlichen Feldherrn Tilly fertigte er im damaligen Gasthaus „Zur Burg“ mehrere Wandmalereien, die in der heutigen „Chocolaterie“ immer noch zu sehen sind. |
Ölmalerei: Während seines Studiums sowie in den ersten Jahren danach wählte er für seine Motive die Ölmalerei. Bevorzugt malte er Gebirgsszenen, denn die Bergwelt mit all ihren Facetten war seine Passion. |
Kunst der Reduktion: Mit reduziertem Farbeinsatz verlieh Helmut Striegel Natur- u. Stadtansichten oder Industrieanlagen eine ganz eigene Wirkung.
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Lüftlmalerei: In Bayern und Tirol ist die „Lüftlmalerei“ häufig anzutreffen. Es bereitete ihm Freude Aufträge zu übernehmen und Erker, Schwimmhalle oder Veranda mit seiner Fassadenmalerei zu schmücken. |
Bleiglasfenster: In Kirchen und historischen Bauten restaurierte er künstlerisch gestaltete Bleiglasfenster, im Sinne der Denkmalpflege zur Erhaltung von Kunst- und Kulturgütern. Auch Motivwünsche für neue Fenster setzte er kunstvoll um. |
Mosaikkunst: Motive für kleine und große Wandbilder wurden von ihm ebenso gestaltet, wie Wandfliesen zur innenarchetektonischen Ausgestaltung von Badezimmern, Küchen und anderen Räumen. |
Schnitzkunst: Selbst erfundene Geschichten waren im Hause Striegel besonders beliebt, denn sie wurden von selbstgeschnitzten Figuren begleitet und dadurch lebendig. An Regentagen kam das „Dachrinnen-Männele“ vorbei, die „Baumwichtel“ halfen beim ungeliebten Aufräumen oder wenn jemand traurig war zauberte die „Hexenbande“ alles Böse weg. Die aus Rosskastanien filigran geschnitzten Hexenköpfe sind inzwischen über 50 Jahre alt und zu wahren Charakterköpfen geworden, so wie es die Geschichten voraussagten. |
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Ein herzliches Dankeschön gilt der Tochter von Helmut Striegel, Petra Mayáns, die freundlicherweise die Vita ihres Vaters und privates Bildmaterial zur Verfügung stellte. |
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